Anlässlich der letzten Jung-Schiri-Sitzung in diesem Jahr und der Dezember-Pflichtversammlung im Sportheim des FC Hörbach zeigte das Mitglied des KSA Dillenburg seinen Zuhörern auf, dass Spielleiter „in der Halle sehr viel intensiver bei der Zweikampfbewertung gefordert“ seien als bei den Spielen im Freien. Müller bat die heimischen Unparteiischen zugleich, „eklatante Fehler“, die bei Einsätzen in der Halle in der Vergangenheit vorgekommen seien, „abzustellen“.  „Das ist nicht mehr tragbar“, unterstrich der stellvertretende Lehrwart.

So gebe es bei den Partien unter dem Hallendach „keine Fünf-Minuten-Zeitstrafe“. Fehlbare Spieler seien für zwei Minuten des Feldes zu verweisen. Vom Gebrauch der Gelben Karte in der Halle riet Müller den Schiedsrichtern ab. „Das hat meistens keinen Effekt“, zeigte der stellvertretende Kreis-Lehrwart auf.

„Aus“ für den mitspielenden Torwart!

Bei seinem Referat im Domizil des Fußball-B-Ligisten verwies der Referent unter anderem auch darauf, dass Freistöße in der Halle nur indirekt auszuführen sind, dass das Abseits entfällt und der Torwart ab sofort seinen Torraum beziehungsweise Strafraum nur noch zum Zweck der Abwehr verlassen darf. „Den mitspielenden Torwart wird es in dieser Form nicht mehr geben“, verdeutlichte Sebastian Müller den Unparteiischen die Regeländerung. Werde gegen diese Bestimmung verstoßen, müsse ein indirekter Freistoß verhängt werden.

Allerdings dürfe ein Keeper seinen Tor- beziehungsweise Strafraum verlassen, um den Ball abzuwehren. Der Hinweis von Ralf Viktora, Mitglied des Verbandsschiedsrichterausschusses: „Entscheidet bei solchen Fällen im Zweifel für den Torhüter.“

Die nächste Schiedsrichter-Pflichtversammlung findet am 12. Februar kommenden Jahres statt.

Die aktuellen Hallen-Regeln können unter Downloads auf dieser Homepage heruntergeladen werden!   

1964 hatte „Opa Klose“, wie ihn viele seiner Freunde riefen, den Weg zu den Schiedsrichtern gefunden. Damals jagte er noch für den FSV „Edelweiß“ Manderbach dem runden Leder nach und kämpfte für seinen Heimatverein als Mittelfeldspieler um Tore und Punkte. Nach dem Bestehen der Prüfung hängte er, 32-jährig, die Fußball-Stiefel an den Nagel und war fortan nur noch als Spielleiter tätig.

Seiner ersten Begegnung auf dem alten Rittershausener Sportplatz – ein Reservespiel, für das er 12 Mark Spesen und neun Pfennig pro gefahrenem Kilometer erhielt – sollten in den darauffolgenden Jahren über 3000 weitere Spielleitungen folgen. Dem damaligen Manderbacher machte die Pfeiferei so viel Spaß, dass er schließlich zwischen 80 und 90 Einsätze pro Saison hatte. Trotz seines relativ späten Einstiegs in die Schiedsrichterei stieg Günter Klose als Unparteiischer schließlich bis in die ehemalige Bezirksklasse auf.

„Obwohl man mit der Schiedsrichterei nicht viel Geld verdienen kann, kann ich jedem jungen oder älteren Fußballer nur empfehlen, Schiedsrichter zu werden“, hat er einmal gesagt. Absoluter Höhepunkt seiner aktiven Karriere war ein Einsatz an der Seite des ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichters Günter Linn bei einem Jubiläumsspiel in Burg.

1979 zog Günter Klose von Manderbach, wo er die Geschicke der dortigen Wanderfreunde lange Jahre maßgeblich mitbestimmte, nach Eibach. Seit der Spielzeit 1983/84 pfiff er schließlich für den TSV Eibach, für den er dann auch als Vorsitzender wirkte.

Akzente wie kaum ein zweiter zuvor setzte Günter Klose schließlich als Mitglied des Kreisschiedsrichterausschusses. Über 20 Jahre lang kümmerte er sich als Kassierer im KSA Dillenburg um die Finanzen der Dill-Schiris. Wesentlich mehr Arbeit hatte der Eibacher jedoch als Ansetzer der Jugend- und Damen-Spiele. Ein Amt, das „Opa Klose“ eineinhalb Jahrzehnte lang seriös und pflichtbewusst bekleidete. „Ich bin ja Rentner und kann mir die Zeit einteilen“, sagte er immer wieder beruhigend, wenn ihm allzu viele Spielrückgaben kurzfristig ins Haus flatterten. Unzählige Male packte Klose selbst in Windeseile die Sporttasche und sprang für seinen verhinderten Kollegen als Spielleiter ein.
 
Keine Berührungsängste hatte der Eibacher dabei im Umgang mit den modernen Medien. „Früher mussten die Karten für die Jugend- und Seniorenspiele zum Teil von vier Leuten stundenlang per Hand geschrieben werden, ehe die eigentliche Ansetzung beginnen konnte“, erinnerte sich der Verstorbene einmal.

Bis zuletzt kümmerte sich Günter Klose im Kreis-Schiedsrichterausschuss vor allem um die Absolventen der Neulingslehrgänge, half bei der Organisation des traditionellen Winterfestes und stand seinen Kollegen im KSA Dillenburg mit Rat und Tat zur Seite.

Unvergessen bleibt auch sein Engagement im Kreisjugend- und im Kreisfußballausschusses. Bei vielen Hallen-Wettbewerben und Winterpokal-Turnieren stand Günter Klose „hinter der Theke“ und trug so dazu bei, dass die heimischen Kicker auch im Winter ihrem Hobby frönen konnten – und dabei gut verpflegt wurden. 

Der schwere Verkehrsunfall, an dessen Folgen der 77-jährige Eibacher in der Nacht zum Donnerstag starb, ereignete sich zwei Tage zuvor, als sich Günter Klose auf dem Weg zu einer Sitzung des KSA Dillenburg in Nister-Möhrendorf befand.

Die Fußballer im ehemaligen Dillkreis und in der Region Gießen-Marburg haben nicht nur einen pflichtbewussten Funktionär und unverzichtbaren Ratgeber, sondern auch einen guten und lieben Freund verloren.

Joachim Spahn

Die Zusammenkunft im Sportheim des FC „Germania“ Hörbach beginnt um 18.15 Uhr. Schon um 17 Uhr nimmt an gleicher Stelle ein Treffen der Jung-Schiedsrichter seinen Anfang.

Im Januar 2004 war das passive Mitglied der Dill-Schiris zu einem der ersten beiden Ehrenmitglieder ernannt worden. Anlässlich des damaligen Winterfestes nahm Adolf Wolfram gemeinsam mit Klaus Weber (Allendorf) diese hohe Auszeichnung aus den Händen des damaligen Dill-KSOs Ralf Viktora und seines Stellvertreters Herbert Graulich entgegen.

Der Wissenbacher war einstmals bis in die höchsten Fußball-Klassen als Referee tätig und stand noch im hohen Alter als Schiedsrichter seinen Mann. In der Ägide des viel zu früh verstorbenen ehemaligen Kreisschiedsrichterobmanns Alois Plescher (Driedorf/später auch Kreisfußballwart) fungierte Adolf Wolfram von 1960 bis 1964 als Kreis-Lehrwart.

Die Schiedsrichter-Vereinigung Dillenburg trauert mit den Hinterbliebenen, vor allem mit seiner Ehefrau Irma. Adolf Wolfram wird am kommenden Montag (23. November) um 13.30 Uhr auf dem Wissenbacher Friedhof zu Grabe getragen.

Seinem Ziel, „sich erst einmal in der Klasse zu etablieren“, deutlich näher gekommen ist nach sieben Spielleitungen in der Gruppenliga und drei Beobachtungen Johannes Lang (26/“Eintracht“ Haiger). Unterstützt von seinen Assistenten Lukas Nöh und Jan Pinstock hat der 26-jährige Schiri in der höchsten Spielklasse der Region Gießen/Marburg bisher eine gute Figur abgegeben. Langs Fazit: „Es ist schon eine Umstellung, in der neuen Spielklasse zu pfeifen. Aber ich denke, es ist mir soweit gelungen.“

Sonderlob für die Assistenten
 
Sehr zufrieden ist der Haigerer mit seinen beiden „Assis“, denen er ein Sonderlob zukommen lässt: „Die Jungs ziehen voll mit. Davon lebt ‚der Mann in der Mitte‘.“ Zwar mache die Arbeit im Gespann für ihn „einen großen Unterschied“ im Vergleich zu den unteren Klassen aus, in denen sich der Schiedsrichter allein bewähren muss. Andererseits, so Langs Erkenntnis: „Wenn man zwei gute Assistenten hat, erleichtert das einem die Arbeit – und es beruhigt.“

Aus den bisher von ihm geleiteten Gruppenliga-Partien heraus ragten die Begegnung Südkreis gegen Michelbach (6:3, 450 Zuschauer) und – in negativer Hinsicht – das Spiel Bad Homburg gegen Oberrossbach. Eine Begegnung, in der sich ein Akteur „ohne fremdes Verschulden schwer verletzt“ habe.

Insgesamt hat Johannes Lang die Erkenntnis gewonnen, dass die Spieler in der Gruppenliga „in erster Linie Fußball spielen wollen“. Und, so eine weitere Erfahrung des 26-jährigen Unparteiischen: „Man lernt mit der Zeit, ein Spiel zu lesen und Spieler einzuschätzen. Dem kann man sich dann anpassen.“

Bei seinen ersten Einsätzen in der neuen Spielklasse zu Gute gekommen seien ihm die Dinge, die er „bei Ralf Viktora an der Linie gelernt“ habe. „Als Assistent kann man unglaublich viel lernen“, schreibt Johannes Lang „Neueinsteigern“ ins Stammbuch. „Der Weg in die nächste Klasse führt ganz klar über die Assistenten-Tätigkeit.“

Für die restlichen Auseinandersetzungen hat sich der Haigerer Spielleiter – dem unter anderem noch ein Einsatz beim Gruppenliga-Spiel am 29. November in Versbachtal bevorsteht – den Klassenerhalt zum Ziel gesetzt. „Nächstes Jahr“ wolle er „dann vielleicht mal sehen, was geht“.

Sich in einem neuen sportlichen Umfeld bewähren muss sich seit Anfang September auch Christian Hofheinz (22/SSV „Alemannia“ Sechshelden). Als Nachrücker hatte der angehende Bankkaufmann den Aufstieg in die Verbandsliga geschafft und ist seitdem ranghöchster männnlicher Schiri der SR-Vereinigung Dillenburg. Hofheinz‘ Bilanz nach den ersten zehn Wochen in der neuen Spielklasse: „Die höhere Klasse stellt gerade an das Auftreten höhere Anforderungen.“

Unterstützt von den Assistenten Florian Hermann, Marcell Haupt, Oliver Klein und Andreas Hofheinz, hätten die ersten vier Verbandsliga-Spiele „alle Spaß gemacht“. Der Sechsheldener Spielleiter angetan: „Da merkt man schon einen Unterschied zu den unteren Klassen.“

Deutlich über den Anforderungen der übrigen Auseinandersetzungen habe die Partie Biebrich gegen Waldgirmes II (2:3) gelegen. In diesem Spiel habe er „viele schwierige Entscheidungen“ treffen müssen. „Hier war schon zu merken, dass man in der höheren Klasse mehr gefordert wird“, sagt Christian Hofheinz.

Die schnellere Spielweise in der Verbandsliga bringe eine deutlich höhere körperliche Beanspruchung des Unparteiischen mit sich. Außerdem bleibe dem Schiedsrichter weniger Zeit für seine Entscheidungen. „Daneben“, so das erste Urteil des 22-jährigen Sechsheldeners, „sind in der Regel mehr Zuschauer auf den Plätzen, die es dem Schiedsrichter auch nicht unbedingt einfach machen.“

Spielanalysen und Tipps helfen weiter

Für seine weiteren Einsätze besonders hilfreich gewesen seien „die Spielanalysen im Anschluss an das Spiel durch den Beobachter“ sowie die Tipps von Ex-Regionalliga-Referee Ralf Viktora. „Er ist und bleibt mein wichtigster Ratgeber.“ Schließlich helfe es auch weiter, „erfahrene Schiedsrichter wie Oliver Klein als Assistenten an der Linie zu haben, die einen auch unmittelbar während der Spielleitung unterstützen“ könnten.

Da die Beobachtungsergebnisse bislang „wirklich zufriedenstellend“ waren („Bis auf eine Ausnahme wurde das Maximum erreicht.“) ist Christian Hofheinz nach der Hälfte der Spielzeit 2009/2010 guter Dinge, „die Klasse zu halten, wenn es beim bisherigen Schnitt bleibt“. Allerdings, so räumt der 22-Jährige auch ein: „Für den Aufstieg wird es nicht reichen.“

Neben dem Erreichen des Klassenerhalts will der angehende Bankkaufmann in dieser Spielzeit „vor allem neue Erfahrungen in der neuen Spielklasse sammeln“ – um dann alsbald den nächsten Aufstieg in Angriff zu nehmen: „Für die Zukunft wäre es schön, den Sprung in die Hessenliga zu schaffen.“

Mit viel Fleiß, Sorgfalt und akribischer Recherche war das Autoren-Team auch für den neuen Band tätig, in dem auf 288 Seiten etwa 80 Beiträge Aufnahme gefunden haben. Schwerpunkte setzt das neue Heimatjahrbuch unter anderem auf der Geschichte der Eisenbahn und des Bergbaus im Schelderwald, dem 25-jährigen Bestehen der Naturlandstiftung Lahn-Dill-Kreis und einem Rückblick darauf, wie dereinst in Dillenburg und Fleisbach Kirmes gefeiert wurde.

Ein beliebtes Sammler-Objekt

Freilich haben auch, wie in den Jahren zuvor, aktuelle Begebenheiten und Ereignisse Berücksichtigung im „Heimatjahrbuch“ gefunden, das für viele Leserinnen und Leser längst zu einem beliebten Sammel-Objekt geworden ist. So geht der neue Band ausführlich auf die Entdeckung und Erschließung des Breitscheider „Herbstlabyrinths“ ein, das seit dem Frühjahr 2009 für die breite Öffentlichkeit zugänglich ist.

Der „Juwelierladen der Geologie“, dessen Tropfsteine und Kalkgebilde vor weit mehr als eineinhalb Jahrzehnten in der Nähe Erdbachs entdeckt wurden, ziert auch das Titelbild des 53. Jahrgangs. Mit dem Breitscheider „Herbstlabyrinth“  ist das Land an Lahn und Dill fraglos um eine besondere Attraktion bereichert worden. Vor den Bemühungen, die der „Verein Zeitsprünge“, die Gemeinde Breitscheid und die Speläologische Arbeitsgemeinschaft Hessen bisher zur Erschließung des größten Höhlensystems Hessens an den Tag gelegt haben, kann man nur anerkennend den Hut ziehen.

Brandaktuell Aufnahme gefunden haben im „Heimatjahrbuch 2010“ auch eine sehenswerte Bilderstrecke von Henrik Schneider und eine Kritik von Maurizio Gemmer zur Premiere des Musicals „Feuer über Dillenburg“, die am 16. Oktober vom Publikum in der Nassau-Oranien-Halle begeistert gefeiert worden war. Auf zehn Seiten blickt das Heimatjahrbuch auf dieses zweifelsohne bedeutsame Ereignis für die heimische Region zurück.

Überaus lesenswert sind auch die zahlreichen chronologischen Rückblicke, die der ehemalige „Kalendermann“ Heinrich Brachthäuser zusammengestellt hat, die akribische Vorstellung der Türme und Türmchen von Schloss Braunfels oder auch Porträts des in Sinn lebenden Schriftstellers Ernst Hochberger und der Dillenburger Künstlerin Ulrike Feret. Das Wirken von Wilhelm Schuster als Prophet des Klimawandels wird ebenso beschrieben wie die mittlerweile bereits fast 60 Jahre lange berufliche Karriere des Rother Schmieds Anton Schüller.  

Gewürdigt werden im 53. Jahrgang des Druckwerks aus dem Dillenburger Verlagshaus Weidenbach auch die Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr Ballersbach, zum 125-jährigen Jubiläum der Kirchen-Orgel in Herbornseelbach und zum 20-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Hereford und Dillenburg.

Ferner hat das Autoren-Team „Neues von den Neugründern von Mandeln“ herausgefunden und aufgearbeitet, wie vor 100 Jahren das elektrische Licht ins Dietzhölztal kam. Beschrieben wird im „Heimatjahrbuch 2010“ ferner, wie ein Schriftkünstler in Sechshelden das Dorf bereichert, wie der Erste Weltkrieg in Herbornseelbach den Schulbetrieb beeinträchtigte und wie die Donsbacher im Jahr 1600 beim gräflichen Preisschießen siegten.

Umfangreiche Bilderstrecke mit Meistern, Pokalsiegern und Aufsteigern

Für Freunde der Kommunalpolitik hat Heinrich Brachthäuser die Ergebnisse der Wahlen im Jahr 1960 aufgearbeitet. Helmut Groos beschreibt die Hindernisse, mit denen die Einführung der staubfreien Müllabfuhr in den Gemeinden des alten Dillkreises verbunden war. Freunde des Amateurfußballs finden schließlich eine umfangreiche Bilderstrecke über „Die Meister, Aufsteiger und Pokalsieger der Saison 2008/2009“ im „Heimatjahrbuch 2010“.

Hinweise auf lesenswerte Bücher, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen, sowie Nachrufe auf viel zu früh verstorbene Persönlichkeiten aus dem heimischen Raum runden das neue Heimatjahrbuch ab.

Reiner Hänsch (FC Erdbach), aus Sachsen stammend und gebürtiger Dresdener, ist seit 30 Jahren Spielleiter. Gar seit 35 Jahren dabei ist Fred Pfeiffer (SG Arborn/Münchhausen). Dem Duo sagten Wagner, Wendland und Garrison besten Dank für die langjährige Treue und brachten den Wunsch zum Ausdruck, dass beide der Schiedsrichter-Vereinigung Dillenburg noch lange erhalten bleiben mögen.

„Ihr könnt stolz auf das sein, was Ihr leistet“, rief der Lehrwart des Hessischen Fußball-Verbandes den heimischen Referees zu. Gleichzeitig jedoch sei überaus bedauerlich, dass ein Schiedsrichter mittlerweile „mehr Streetworker und Sozialarbeiter als Spielleiter“ sei. Wagners Erkenntnis: „Wir haben oft mehr mit der fehlenden Kinderstube von Spielern und Trainern zu tun als mit sportlichen Dingen.“

Im Zuge seines Referats hielt das Mitglied des Verbandsschiedsrichterausschusses gleichermaßen Tipps für erfahrene wie für junge Unparteiische parat. Sein Ratschlag an die aufmerksamen Zuhörer: „Man muss nicht nur an seinen Schwächen arbeiten, sondern auch dafür Sorge tragen, dass die eigenen Stärken nicht zurückgedrängt werden.“

Lob für faire EURO 2008

Der Bundesliga-Referee blickte unter dem Leitgedanken „Licht und Schatten“ zunächst noch einmal auf Vorkommnisse während der Fußball-Europameisterschaft 2008 zurück. Seine Einschätzung des Turniers: „Es hat selten so eine wichtige Veranstaltung gegeben, bei der es so fair zuging.“

Anschließend verdeutlichte Wagner seinen Zuhörern, dass „alles, was ein Schiedsrichter tut, Signalwirkung für den weiteren Verlauf des Spiels hat“. Mit Nachdruck machte er in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass „oftmals nicht die Entscheidung“ als solche das Wichtigste sei, sondern deren Vorbereitung. „Wenn die erste Gelbe Karte in einem Spiel passt, spart Ihr Euch im weiteren Verlauf vielleicht die ein oder andere persönliche Strafe“, so das Beispiel des hochkarätigen Referenten.

Der dienstälteste Bundesliga-Schiri riet seinem Publikum, vor allem den jungen Unparteiischen, zu vielen Spielleitungen, „um wichtige Abläufe automatisieren zu können“. Der Hofheimer Top-Schiedsrichter eindeutig: „Ständiges Dazulernen muss unser Bestreben sein.“

Rein regeltechnisch ging Wagner ausführlich auf Fragen der Abseitsbeurteilung, Entscheidungen nach Ellenbogenvergehen und Unsportlichkeiten sowie auf „kritische Spielfeldbereiche“ ein. „Bei Schiedsrichtern, die alleine und nicht im Gespann pfeifen, ereignen sich die meisten Fehler, je weiter man von der vom Schiri zu laufenden Diagonalen weg geht“, erläuterte der HFV-Lehrwart. Darüber hinaus sei es „selbstverständlich, dass ein junger Schiedsrichter anfänglich mehr persönliche Strafen bei seiner Spielleitung“ benötige „als ein erfahrener Unparteiischer“.

Der Referent wünschte seinen Zuhörern „möglichst stressfreie Spielleitungen“ und riet ihnen, auf Unwägbarkeiten vorbereitet zu sein. „Wenn ein Schiedsrichter sich überraschen lässt, ist das immer schlecht“, sagte Wagner. Zum Umgang mit dem Mannschaftsverantwortlichen an der Linie riet der erfahrene Unparteiische dem aufmerksamen Publikum „nicht zu kleinlich“ zu sein, sich aber auf keinen Fall auf der Nase herumtanzen zu lassen. „Wenn ein Trainer gar nicht mehr auf den Schiri hört, muss er weg.“

Appell, mehr für den Schiedsrichter-Erhalt zu tun

Abschließend forderte Lutz Wagner mit Blick auf den bevorstehenden Jahreswechsel für 2010 „mehr Respekt“ gegenüber dem Unparteiischen ein und wünschte sich insgesamt „weniger Risikospiele“. Den Verantwortlichen im Dillenburger Kreisschiedsrichterausschuss schließlich gab er die Bitte mit auf den Weg, sich nicht etwa verstärkt um die Rekrutierung zusätzlicher Spielleiter, sondern um den Erhalt derer zu kümmern, die schon als Schiri aktiv seien. Der Verbandslehrwart abschließend: „Wir müssen uns noch mehr um die kümmern, die bereits Schiedsrichter sind.“

Beginn der Veranstaltung im Domizil des B-Ligisten FC „Germania“ Hörbach ist um 18.15 Uhr. Wagner wird ein Referat „quer durch die Regeln“ halten und auch die neuen Regelauslegungen behandeln.

Die inzwischen traditionelle Zusammenkunft der Jung-Schiedsrichter beginnt um 17 Uhr an gleicher Stelle. Bei diesem Treffen wird es vor allem um das Ausfüllen des Spielberichtes gehen.

Im Zuge der Sitzungen wird auch die neue Ausgabe der Schiri-Zeitung „Der Peifekopp“ verteilt. Unentschuldigtes Fehlen wird laut HFV-Satzung bestraft.