Vor etwa 60 Zuhörern hielt der Vater einer Tochter, der im Bereich des DFB auch für die Nachwuchs- und Talentförderung im deutschen Schiedsrichterwesen zuständig ist, ein packendes Referat – an dessen Ende er seinem interessiert lauschenden Publikum unter anderem die Botschaft mit auf den Weg gab, dass „die Leistungsbereitschaft eines Schiris nichts mit der Klassenzugehörigkeit zu tun hat“.
„Wir müssen das Regelwerk kennen“
Wie schon bei seinen zurückliegenden Besuchen im Fußballkreis Dillenburg verstand es Wagner, in seinen Ausführungen das Geschehen und Vorkommnisse im deutschen Spitzen-Fußball mit Ratschlägen für die Unparteiischen zu verbinden, die an der Basis aktiv sind. „Wir müssen das Regelwerk kennen, um zu wissen, wo unsere Rechte sind“, schrieb der Ex-Bundesliga-Referee den Dillkreis-Schiris ins Stammbuch.
Im Zuge seines Referats streifte das Mitglied der DFB-Schiedsrichter-Kommission die Folgen des „Becherwurfs von St. Pauli“ für die Unparteiischen an der Basis ebenso („Der Spielabbruch durch Deniz Aytekin war wichtig für den Amateurfußball, sonst wären die Schiris dort zum Freiwild geworden.“) wie die Anforderungen, die Unparteiische und deren Assistenten in Deutschlands Elite-Klassen erfüllen müssen. Wagners Überzeugung: „Wer glaubt, dass 4000 Euro für die Leitung eines Bundesliga-Spiels eine Top-Entlohnung sind, der irrt sich.“
Der prominente Referent zeigte auf, wie der DFB im Bereich des Schiedsrichter-Wesens seine Top-Schiris auf die Herausforderungen in den höchsten Ligen vorzubereiten versuche. Wagner: „Wir brauchen dort keine Beobachter, sondern vielmehr Coachs, die Begleiter des Schiedsrichters sein sollen.“
Wagner verwies auf die Möglichkeit für die Unparteiischen der höchsten Ligen, sich direkt im Anschluss an einen Spieltag in einem Videoportal mit gelungenen und weniger gelungenen Entscheidungen auseinanderzusetzen. „Immer wieder diskutiert werden dabei Vorkommnisse, die sich in den so genannten Grenzbereichen abspielen“, erläuterte der ehemalige HFV-Verbands-Lehrwart. Ziel sei es dabei vor allem, eine Berechenbarkeit der Unparteiischen und eine möglichst einheitliche Regelauslegung zu erreichen. „Wir brauchen den Ermessensspielraum für die Schiedsrichter. Nur dürfen wir dort nicht alles hineinstellen“, so die Botschaft des 47-Jährigen.
„Erfahrung ist im Fußball unbezahlbar“
Die spezifischen Themen, mit denen sich Wagner während seines 90-minütigen Referats befasste, waren unter anderem die „Abseitsbewertung im Team“, die „Sonderstellung des Torwarts“, das Handspiel und der Einsatz der Arme bei der Zweikampfführung. „Erfahrung ist im Fußball unbezahlbar – und für Schiedsrichter ganz besonders“, lautete eine der Schlussfolgerungen, zu denen das Mitglied der DFB-Schiri-Kommission am Ende seiner Ausführungen gelangte.
Die etwa 60 Zuhörer würdigten das Referat nicht nur mit anhaltendem Beifall, sondern auch mit der Übergabe eines kleinen Präsents durch Kreis-Schiedsrichter-Obmann Rainer Wendland – der, an Lutz Wagner gewandt, stellvertretend für alle Dill-Schiris im Sportheim des FC Hörbach feststellte: „Es war wieder eine echte Freude, Dir zuzuhören.“