Das Ziel, Aufbruchstimmung unter den heimischen Nachwuchsreferees zu verbreiten, hatte sich unter anderem Ralf Viktora (39) gesteckt. „Ich will Euch gerne zeigen, wo man als Schiedsrichter hinkommen kann“, erklärte der Lehrwart der hessischen Unparteiischen. Als 14-Jähriger hatte sich der Oberndorfer der „schwarzen Zunft“ angeschlossen und sich frühzeitig dem Wirken als Spielleiter verschrieben. Ein Einsatz, der mit der Qualifikation für die Regionalliga (Schiedsrichter) und „mit dem Sprung an die Linie in der 2. Bundesliga“ belohnt wurde. „Das, was ich als Schiedsrichter geschafft habe, hätte ich als Fußballer nie erreicht“, zeigte Ralf Viktora im Rahmen seines Referats über die „Talentförderung im hessischen SR-Wesen“auf.
„Ihr habt eine große Chance“
Zehn Jahre lang tanzten die Fußballer der Regionalliga schließlich nach der Pfeife des für den SSV Dillenburg aktiven Referees. Elf Jahre lang unterstützte er Zweitliga-Schiris als Schiedsrichter-Assistent bei ihren Spielleitungen. „Auch Ihr habt eine große Chance, dahin zu kommen“, rief der 39-jährige Sparkassen-Abteilungsleiter den Jung-Schiedsrichtern der heimischen Vereinigung zu. Durch verschiedene Maßnahmen und Förderkader sei es mittlerweile möglich, innerhalb von zwei Jahren von der Kreis- in die Hessenliga aufzusteigen.
„Wenn man als Schiedsrichter in Eurem Alter etwas erreichen will, nimmt man jedes Angebot zur Fortbildung wahr“, schrieb der Vater zweier Töchter seinen jungen Zuhörern abschließend ins Stammbuch. Viktora: „Ihr müsst Euch einfach durch Leistung aufdrängen.“
Dass man sich die praxisnahe Förderung talentierter und engagierter Jung-Schiedsrichter auf die Fahnen geschrieben hat, verdeutlichte anschließend der erweiterte, vierköpfige Lehrstab der SR-Vereinigung Dillenburg. Seit mehreren Monaten laden Anke Gottfried, Lukas Nöh, Thomas Möller und Florian Kunz die heimischen Nachwuchsreferees im 14-tägigen Abstand zu Sitzungen nach Donsbach ein, um die Jung-Schiedsrichter „langfristig an das Hobby zu binden“ und sie durch regelmäßige Fortbildung auf die Herausforderungen vorzubereiten, die auf den Fußballplätzen auf die Jung-Schiris warten.
„Besonders wollen wir aber auch die Freude an der Schiedsrichterei fördern“, betonte Anke Gottfried, die das Konzept des „Erweiterten Lehrstabs“ vorstellte. Inhalt der Arbeit sei gleichermaßen die Vorbereitung auf die ersten Spielleitungen wie die Vorbereitung auf die Anforderungen, die bei Lehrgängen und Leistungsprüfungen auf den Schiri-Nachwuchs warten.
Jung-Schiris sind auch selbst gefordert
Bei allen Bemühungen des „Erweiterten Lehrstabs“ seien aber auch die jungen Unparteiischen selbst gefordert, den für einen sportlichen Aufstieg nötigen Einsatz zu zeigen. „Wichtig ist, dass Ihr auch aus eigenem Antrieb läuferisch was macht und Euch regeltechnisch auf dem Laufenden haltet“, unterstrich die ehemalige Assistentin der Frauen-Bundesliga, die zurzeit zum zweiten Mal Nachwuchs erwartet.
Wie die Schiedsrichter-Beauftragten der Fußball-Clubs (SBV) dazu beitragen können, junge Unparteiische auf Dauer an die „schwarze Zunft“ und ihren Heimatverein zu binden, versuchte schließlich Joachim Spahn, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit im KSA Dillenburg, zu verdeutlichen. Die Vereinsfunktionäre, die nicht unbedingt selbst ausgebildete Spielleiter sein müssten, könnten die Integration der Jung-Schiris ins Vereinsleben fördern und den Nachwuchsreferees durch verstärktes Engagement „ein Gefühl der Akzeptanz“ vermitteln. „Der Schiedsrichter-Beauftragte ist viel mehr als der, der den Schiris bei den Spielen seines Heimatvereins das Wasser in die Kabine bringt. Leider haben das viele Clubs immer noch nicht verstanden“, sagte der Dillkreis-„ÖMi“ bedauernd.
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