„‚BOB‘ zielt vor allem auf die 18- bis 24-Jähren, die zwar nur 8 Prozent der Bevölkerung ausmachen, aber mit einem Anteil von 30 Prozent an schweren Verkehrsunfällen beteiligt sind“, erläuterte Hornof – der bei der beeindruckend gestalteten Info-Veranstaltung im Langenaubacher Sportheim von seinem Kollegen Karl-Heinz Pietsch unterstützt wurde.

„Unsere Kampagne trägt Früchte“

Zwar sei die Zahl der Unfälle in Mittelhessen zwischen 2006 und 2008 von 21.000 auf 22.000 gestiegen. Die Menge der Verletzten sank jedoch ebenso von 5000 auf 4000 Menschen wie die Zahl der bei den schlimmen Zusammenstößen getöteten Personen, die von 67 auf 47 zurückging. „Wir führen diesen Trend auch darauf zurück, dass Ihr vernünftiger geworden seid und unsere Kampagne Früchte trägt“, sagte Hornof zu den jungen Zuhörern. Der Leiter des Verkehrsdienstes dankte dem Chef der Trainervereinigung, Horst Klingelhöfer, für die Gelegenheit, vor der Zielgruppe über die „BOB-Kampagne“ gegen den Alkoholmissbrauch am Steuer sprechen zu können. Klingelhöfer: „Wir möchten unseren Jugendlichen aufzeigen, was BOB bedeutet – und die Nachwuchsfußballer sowie ihre Betreuer und Trainer dazu animieren, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.“

Peter Hornof erläuterte, dass der Einsatzbereich des Regionalen Verkehrsdienstes Lahn-Dill von Rittershausen bis nach Hasselborn reiche – und den im Polizeipräsidium Mittelhessen tätigen Beamten mehr daran gelegen sei, „präventiv tätig zu werden als den Leuten ihre Führerscheine abzunehmen“.

Die Diskussion über das BOB-Modell läutete der Leiter des Verkehrsdienstes mit einem Hinweis darauf ein, dass überhöhte Geschwindigkeit und Leichtsinn zu den häufigsten Unfallursachen zählen würden – und dass der Anstieg der Risikobereitschaft, beginnende Enthemmung und Konzentrationsschwächen beim Führen von Fahrzeugen schon bei einem Promillewert von 0,3 bis 0,5 zu verzeichnen seien. „Dass im Ausland vielfach ein Promillewert von 0,0 im Straßenverkehr gilt, hat schon etwas für sich“, sagte Hornof.

Warnung vor „Trinktabellen“ und „Mixgetränken“

Der Experte, früher einmal selbst sportlicher Schützling von Horst Klingelhöfer, warnte seine interessiert lauschenden Zuhörer vor Trinktabellen („Achtung, das passt oft nicht!“) – und davor, dass „auch in Mixgetränken erhebliche Alkoholmengen enthalten“ seien. „Mixgetränke sind ein unbekannter Faktor“, erklärte Polizeioberkommissar Karl-Heinz Pietsch.

Untermalt von beeindruckenden Statistiken und Filmbeiträgen versuchten die beiden Beamten den Nachwuchsfußballern und ihren Trainern zu verdeutlichen, „was der Alkohol mit dem Körper macht“.  Viele Probleme, mit denen sich der Regionale Verkehrsdienst zu befassen habe, resultierten daraus, dass der „Alkohol gesellschaftsfähig“ geworden sei, berichteten Hornof und Pietsch. Mit Nachdruck warnten sie die Jung-Kicker, sich an Exzessen wie „Koma-Saufen“ und „Flatrate-Trinken“ zu beteiligen. Für den, der das häufiger mache, sei der Weg in die Abhängigkeit dann nicht mehr weit. Hornofs inständiger Appell: „Man lässt das am besten.“

Der Leiter des Verkehrsdienstes zeigte den Nachwuchsfußballern aus zehn heimischen Vereinen beziehungsweise Jugendspielgemeinschaften auch die finanziellen Folgen eines Verkehrsunfalls unter Alkoholeinfluss und des Führerscheinverlustes auf. „Man ist dann schnell mit 10.000 bis 15.000 Euro dabei“, erklärte Peter Hornof. Zu drastischen Folgen könnten, so der Experte erläuternd, auch „Drogen und Medikamente im Straßenverkehr“ und die mit deren Konsum einhergehende gesteigerte Risikobereitschaft und verminderte Konzentrationsfähigkeit führen. Wie der Alkohol auch seien „weiche Drogen leider gesellschaftsfähig geworden“. Hornofs Bitte: „Lasst die Finger von dem Zeug!“

Abschließend ging Karl-Heinz Pietsch noch einmal ausführlich auf die BOB-Kampagne ein. Hinter dem Fantasienamen „BOB“ verbirgt sich ein ganz wichtiger Job – nämlich der des Chauffeurs, der in abendlicher Runde, beim Kegeln, in der Disco oder eben im Sportheim die Finger vom Alkohol lässt und schließlich dafür sorgt, dass seine Kumpels sicher nach Hause kommen. Der Chauffeur ist an einem gelben „BOB“-Schlüsselanhänger erkennbar.

„Der, der den BOB macht, ist cool“

„Wir wollen mit dieser Aktion das Bewusstsein bei jungen Leuten dafür wecken, dass sie sich rechtzeitig darüber Gedanken machen, wie sie zu einer Feier und danach wieder sicher nach Hause kommen“, zeigten die Beamten des Regionalen Verkehrsdienstes auf. „Der, der sich dann den gelben Anhänger nimmt, trägt die Verantwortung für die Gruppe“, mahnte Pietsch. „Der, den BOB macht, ist cool und passt auf die Gruppe auf.“

Die beiden Beamten erklärten, dass die Kampagne auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa) getragen werde und die Polizei allein in Mittelhessen schon über 100 „BOB“-Betriebe habe willkommen heißen können. Die DeHoGa-Gaststätten, die sich an der Aktion beteiligen würden, seien an einem speziellen Aufkleber erkennbar und würden dem „BOB“, also dem Fahrer einer Gruppe, in der Regel ein Freigetränk pro Abend spendieren.

Während Pietsch die Jugendlichen abschließend bat, mit den Schlüsselanhängern „verantwortungsvoll  umzugehen“, richtete der Polizeioberkommissar an die Vereine und Sportheimbetreiber die Bitte, „über eine Beteiligung an der BOB-Aktion nachzudenken“.

Nähere Einzelheiten zu der Kampagne sind bei der Direktion Verkehrsdienste des Polizeipräsidiums Mittelhessen unter Tel. (0641) 70063804 erhältlich. Mail-Anschrift: dvs.ppmh@polizei.hessen.de.   

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