So hat Viktora vor drei Wochen an einem Lehrgang für die hessischen Spitzen-Schiedsrichter in Dipperz-Friesenhausen teilgenommen. Am vergangenen Wochenende stand der Oberndorfer, der für den SSV Dillenburg pfeift, beim DFB-Lehrgang für Schiedsrichterassistenten in Altenberg auf dem Prüfstand – und wurde dort mit der DFB-Verdienstnadel für zehnjährige Tätigkeit auf der DFB-Liste ausgezeichnet.

„Im Grunde darf man auf diesem Niveau keine Pausen einlegen. Man muss das ganze Jahr gezielt trainieren“, sagt der 36-jährige Sparkassenfachwirt über die Anforderungen, die Spielleiter seiner Güteklasse erfüllen müssen. Selbst während des zehntägigen Mallorca-Urlaubs, den Ralf Viktora sich und seiner Familie Anfang Juni gönnte, hat sich der Vater einer Tochter für die bei den Lehrgängen anstehenden Regeltests und Laufteile präpariert. „Die Vorbereitungen zielen speziell auf Regelfragen sowie den konditionellen Teil ab.“

"Richtig abschalten tut man eigentlich nie"

Anders als die Kicker, die nach der Runde schon einmal für mehrere Wochen die Füße hochlegen, hat der Oberndorfer im Sommer „keine richtige Pause machen“ können. Und das nach einer Spielzeit, in der Viktora bis auf zwei Wochenenden, häufig sogar unter Woche, zumeist höherklassig im Einsatz war. „Richtig abschalten tut man eigentlich nie“, räumt der Unparteiische ein. Auch die Spiele der zurückliegenden „EURO“ habe er als Schiedsrichter und Assistent „mit etwas anderen Augen“ gesehen. „Wir achten speziell auf die für uns interessanten Entscheidungen.“

Ralf Viktora freilich ist weit davon entfernt, sich über die an ihn gestellten Anforderungen zu beschweren – schließlich hält sein sportliches Leben für ihn Woche für Woche zahlreiche Höhepunkte parat. So auch in der letzten Saison. „Als Highlights kann man sicherlich die drei Einsätze bei Montagsspielen der 2. Bundesliga bezeichnen, die live im DSF übertragen wurden. Das ist immer etwas Besonderes.“

"Die abgelaufene Saison ist prima gelaufen"

Doch auch an andere Partien in München und Mönchengladbach vor 30.000 bis 35.000 Zuschauern, Auftritte in kleineren, stimmungsvollen Stadien wie Freiburg, Mainz oder St. Pauli sowie an zwei Assistenten-Einsätze im DFB-Pokal denkt der Top-Schiri gern zurück. Viktora bilanzierend: „Die abgelaufene Saison ist aus meiner Sicht prima gelaufen.“

Zwar sei er aus Altersgründen nicht als Unparteiischer für die neue 3. Liga nominiert worden. Seine Beurteilungen als Regionalliga-Unparteiischer und Zweitliga-Assistent seien jedoch „sehr gut“ gewesen, so dass der Siegbacher weiter in diesen Spielklassen tätig sein darf.  Apropos Alter: Da der Oberndorfer wegen seiner fortgeschrittenen Lebensjahre damit rechnet, „nicht mehr lange dabei zu sein“, genießt er die Zeit, die ihm jetzt noch als Regionalliga-Referee und Zweitliga-Assistent bleibt.

Auf unterschiedlichen Ebenen versuchen Hessischer Fußball-Verband und Deutscher Fußball-Bund, ihre Schiedsrichter auf die immer größer werdenden Anforderungen vorzubereiten. Regelmäßige Leistungsprüfungen, Gespräche mit Ernährungsberatern, sportärztliche und internistische Untersuchungen und ein Sehtest werden den Top-Schiris ebenso alljährlich abverlangt wie eine intensive  Vorbereitung auf die Einsätze in Deutschlands Top-Ligen mit Hilfe von DVD- und Video-Schulungen. „Hauptziele sind eine Minimierung der Fehler und eine einheitliche Regelauslegung“, erläutert Ralf Viktora.

Beim jüngsten DFB-Lehrgang in Altenberg beispielsweise habe jeder Schiedsrichter-Assistent fünf Praxis-Fälle mit der Fahne entscheiden müssen. Diese Entscheidungen seien auf Video aufgezeichnet und per Standbild ausgewertet worden. Insgesamt habe der Deutsche Fußball-Bund seine Assistenten gebeten, „die doch recht guten Leistungen der EURO auf die neue Saison zu übertragen“ und „ein besonderes Augenmerk auf Ellenbogenvergehen“ zu legen.

Während sich Fußballer vor einer Saison zumeist mit der Vermeidung eines Abstiegs oder dem Erreichen des Aufstiegs für die gesamte Runde etwas Besonderes vornehmen, setzt sich der heimische Top-Schiri dagegen ganz bewusst „keine speziellen Ziele“ für eine komplette Meisterschaftsrunde. Der Grund ist plausibel: „Eine krasse Fehlentscheidung, die öffentlich diskutiert wird, kann dazu führen, dass man für einige Zeit kein Spiel mehr erhält“, sagt der Oberndorfer. „Das Profi-Geschäft ist halt sehr schnelllebig.“

"Für mich ist jedes Spiel eine Auszeichnung"

Schiedsrichter seiner Güteklasse denken daher von Spiel zu Spiel. Der Unparteiische abschließend: „Für mich ist jedes Spiel, jeder Einsatz, den ich auf diesem Niveau bekomme, eine Auszeichnung und eine Freude.“

Im Porträt: Ralf Viktora

Alter: 36. Verheiratet mit: Alexandra.
Tochter:
Sophia Francesca (2).
Wohnhaft: Siegbach-Oberndorf.
Beruf:
Sparkassenfachwirt.
Verein: SSV Dillenburg.

Schiedsrichter seit: August 1985. Mitglied im Verbandsschiedsrichterausschuss und im Verbandslehrstab, hält Regelunterweisungen in Grünberg für Fachübungsleiter, wertet Beobachtungsbögen der Verbandsliga sowie des Förderkaders der Gruppenliga aus.

Saison 2007/2008:
U.a. 12 Einsätze in der 2. Liga als Schiri-Assistent, 2 SRA-Einsätze im DFB-Pokal. 8 SR-Einsätze in der Regionalliga. Dazu weitere Einsätze ab Hessenliga abwärts.    

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